Auf den vorigen Seiten war viel von neuartigen Krisen und Chancen die Rede. Hier geht es nun um die Finanzierung, die in diesen unberechenbaren Zeiten die Arbeit des UNDP überhaupt erst ermöglichen. 2024 war Deutschland größter Geber für die sogenannten Kernbeiträge des UNDP, vor den USA, Japan, der Schweiz und Norwegen. Das sind Gelder, die nicht projekt- oder themengebunden sind. Für die Arbeit als moderne Entwicklungsorganisation sind sie aus vier Gründen elementar:

Erstens ermöglichen Kernbeiträge dem UNDP, in mehr als 170 Ländern und Regionen zu operieren und so schnell auf Konflikte und Naturkatastrophen zu reagieren. Dazu gehört, Regierungen und Lokalverwaltungen dabei zu unterstützen, weiterhin grundlegende Dienste wie Gesundheitsversorgung und Bildung anbieten zu können sowie die Wirtschaft und Lebensmittelversorgung am Laufen zu halten. Der größte Teil dieser Mittel geht in die ärmsten Länder. Rund die Hälfte der Mittel investiert das UNDP in 60 als „fragil“ geltenden Ländern, in denen staatliche Institutionen schwach oder sogar vom Zerfall bedroht sind. Gerade dort ist es notwendig, der oftmals von Armut, Gewalt und Korruption geplagten Bevölkerung Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen und ihnen die Chance zu bieten, an ihrer eigenen Entwicklung mitzuarbeiten. So hat das UNDP zum Beispiel mit Hilfe von Kernbeiträgen das Leben von hunderttausenden Menschen in der Sahelzone verbessert, indem es ihnen Zugang zu sauberer Energie verschaffte und/oder die Chance bot, ein Unternehmen zu gründen. Übrigens wurde auch das Programm zur Korruptionsbekämpfung in der Ukraine für 2023-2025 zum großen Teil aus Kernmitteln finanziert. Dieses Programm ermöglicht Reformen, welche die Ukraine absolvieren muss, um das EU-Beitrittsverfahren erfolgreich zu gestalten.

Zweitens: Um effektiv auf komplexe Entwicklungsprobleme zu reagieren, muss UNDP ständig neue Lösungen entwickeln und neue Themen setzen. Kernmittel sind insofern entscheidend, um Innovationsstrukturen wie die hier vorgestellten Accelerator Labs an den Start zu bringen oder um Digitalstrategien zu entwickeln. Ungebundene Mittel finanzieren zudem die vielbeachteten Berichte zur menschlichen Entwicklung, die Human Development Reports. Zudem erlauben die Mittel UNDP nach neuen, innovativen, Wegen der internationalen Kooperation mit dem Privatsektor zu suchen.

Drittens: Das UNDP gehört zu den zehn Organisationen, die im Aid Transparency Index als „sehr gut“ bewertet werden – die höchstmögliche Kategorie. So führt die Webadresse open.undp.org zu einem Transparenzportal mit einer Datenbank, die detaillierte Informationen über UNDP-Projekte weltweit bietet. Nutzer können hier Projektfinanzierungen, Fortschritte und Ergebnisse in Echtzeit einsehen. UNDP wird außerdem durchgängig als Top-Organisation im Bereich Kosten-Nutzen bewertet. Kernbeiträge sind wichtig, um diese hohen Standards zu halten, unter anderem, indem sie unabhängige Evaluierungen und Wirkungsmessungen ermöglichen.

Viertens: Investitionen in Kernressourcen haben einen bedeutenden Multiplikatoreffekt. Jeder Euro, der im Jahr 2023 für UNDP-Programme ausgegeben wurde, brachte das Zehnfache an zweckgebundener Finanzierung anderer Geberländer. Das Kalkül: Wenn UNDP hier investiert, dann lohnen sich weitere Anstrengungen in diesem Bereich. Die gemeinsamen Anstrengungen von Deutschland und UNDP multiplizieren somit den Einsatz für das gemeinsames Ziel: eine Welt, in der jeder Mensch ein würdiges Leben führen kann.

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