Neuer UNDP-Bericht beleuchtet die Rekrutierung von gewalttätigen extremistischen Gruppen in Subsahara-Afrika

Die Ergebnisse stellen traditionelle Annahmen darüber infrage, was Menschen zu gewalttätigem Extremismus treibt, und unterstreichen die dringende Notwendigkeit, von sicherheitsorientierten Maßnahmen zu entwicklungs- und präventionsorientierten Ansätzen überzugehen

7. February 2023
Aurélia Rusek / UNDP

Der Bericht „Journey to Extremism in Africa: Pathways to Recruitment and Disengagement“ baut auf dem UNDP-Bericht „Journey to Extremism in Africa: Drivers, Incentives, and the Tipping Point for Recruitment“ von 2017 auf. Er ist Teil einer Serie von drei Berichten über die Prävention von gewalttätigem Extremismus.

Die Ergebnisse der Studie basieren auf Interviews mit fast 2.200 Personen in acht Ländern: Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Mali, Niger, Nigeria, Somalia und Sudan. Bei mehr als 1.000 der Befragten handelt es sich um ehemalige Mitglieder gewalttätiger extremistischer Gruppen, die entweder freiwillig oder zwangsrekrutiert wurden. 

Unter den fast 2.200 Befragten nannte ein Viertel der freiwillig Rekrutierten Erwerbsmöglichkeiten als Hauptgrund für den Beitritt in eine extremistische Gruppierung, während 40 Prozent angaben, zum Zeitpunkt der Rekrutierung dringend auf Lebensunterhalt angewiesen zu sein – ein Anstieg um 92 Prozent gegenüber den Ergebnissen aus 2017. 

Der Bericht präsentiert zum ersten Mal geschlechtsspezifische Daten, um gewalttätigen Extremismus aus der Perspektive von Frauen zu verstehen. Er untersucht zudem Wege, die aus gewalttätigem Extremismus herausführen und identifiziert Faktoren, die Rekrut*innen zum Ausstieg bewegen. Die Befragten nannten am häufigsten unerfüllte Erwartungen, insbesondere finanzieller Art, und mangelndes Vertrauen in die Führung der Gruppe als Hauptgründe für ihren Austritt. 

„Die Forschung zeigt, dass diejenigen, die sich aus dem gewalttätigen Extremismus zurückziehen, mit geringerer Wahrscheinlichkeit wieder einsteigen und andere rekrutieren. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, in Anreize zu investieren, die einen Ausstieg ermöglichen. Lokale Gemeinschaften spielen eine zentrale Rolle bei der Unterstützung nachhaltiger Auswege aus gewalttätigem Extremismus, ebenso wie Amnestieprogramme der nationalen Regierungen“, so Nirina Kiplagat, UNDP-Fachbeauftragte für die Prävention von gewalttätigem Extremismus in Afrika und leitende Autorin des Berichtes. 

Um gewalttätigem Extremismus entgegenzuwirken und vorzubeugen, empfiehlt der Bericht größere Investitionen in die Grundversorgung, einschließlich der Kinderfürsorge, Bildung, bessere Existenzgrundlagen und Investitionen in die Zukunft junger Männer und Frauen. Der Bericht fordert außerdem mehr Ausstiegsmöglichkeiten und Investitionen in Rehabilitations- und gemeinschaftsbasierte Wiedereingliederungsangebote.