Nachbarländer in der Region der Arabischen Staaten von einem sozioökonomischen Rückschlag infolge des Krieges im Gazastreifen betroffen, wie eine neue Schnellbewertung zeigt

Das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) und die Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (ESCWA) warnen, dass menschliche Entwicklung in Ägypten, Jordanien und Libanon um mindestens 2 bis 3 Jahre zurückgehen könnte.

18. December 2023

"Erstens: Es muss eine sofortige humanitäre Waffenruhe im Gazastreifen geben. Dieser Krieg ist katastrophal für das palästinensische Volk. Und wenn er weitergeht, wird er Auswirkungen möglicherweise auf Nachbarländer in der gesamten Region der arabischen Staaten haben", sagte Abdallah Al Dardari, Direktor des Regionalbüros für die arabischen Staaten beim UNDP.

Amman – Das System das im Gazastreifen humanitäre Hilfe leistet steht kurz vor dem Zusammenbruch, wodurch 2,2 Millionen Menschen unmittelbar gefährdet sind. Jeder Tag, an dem dieser Krieg andauert, wird dauerhafte sozioökonomische Rückschläge für die Nachbarländer in der Region der arabischen Staaten mit sich bringen.

Vorläufige Ergebnisse einer neuen Schnellbewertung durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und der Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (ESCWA) zeigen, dass menschliche Entwicklung in Ägypten, Libanon und Jordanien zurückgehen wird. Sollte der Krieg bis zum Ende des 3. Monats (Dezember) andauern, werden nach ersten Schätzungen bis Ende 2023 in den Nachbarländern Ägypten, Jordanien und Libanon 230.000 Menschen zusätzlich in die Armut abrutschen, da sich die Kosten des Krieges in Form des verlorenen Bruttoinlandsprodukts (BIP) für diese 3 Länder auf bis zu 10,3 Mrd.USD oder 2,3 % belaufen könnten.

Die heute veröffentlichte Schnellbewertung mit dem Titel "Erwartete sozioökonomische Auswirkungen der Gaza-Krise auf Nachbarländer in der Region der arabischen Staaten"  befasst sich mit mehreren potenziellen regionalen Spillover-Effekten, die auf Erfahrung aus früheren Konflikten in der Region beruhen, darunter die Invasion im Irak im Jahr 2003, der Krieg im Gazastreifen 2008-2009 und die Krise in Syrien, die seit 2011 andauert. Zu diesen Auswirkungen gehören unter anderem Veränderungen der Ölpreise, Flüchtlingsströme, Druck auf die Staatsverschuldung und den finanzpolitischen Spielraum sowie Tourismus und Handel. Auch wenn die Folgen dieser Spillover-Effekte noch nicht voll zur Geltung gekommen sind, bleiben sie Risikovariablen, die sorgfältig überwacht werden müssen. 

"Erstens: Es muss eine sofortige humanitäre Waffenruhe im Gazastreifen geben. Dieser Krieg ist katastrophal für das palästinensische Volk. Und wenn er weitergeht, wirder Auswirkungen möglicherweise auf die Nachbarländer in der Region der arabischen Staaten haben", sagte Abdallah Al Dardari, Direktor des Regionalbüros für die arabischen Staaten beim UNDP. "Diese Länder hatten bereits mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen, die durch COVID-19 und eine Reihe globaler Wirtschaftskrisen, einschließlich derer, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurden, verursacht wurden. Und wir sollten nicht aus den Augen verlieren, dass die Auswirkungen des Krieges im Gazastreifen auf Handel, Tourismus und Lebensunterhalt die bestehenden Schwachstellen noch verschärfen und die bescheidenen Errungenschaften gefährden, die diese Nachbarländer gemacht haben, um ihre Wirtschaft und Gesellschaft wieder auf Kurs zu bringen."

Die Autoren der Bewertung gehen davon aus, dass sich die sozioökonomischen Auswirkungen auf mehrere Nachbarländer verstärken werden, wenn der Krieg länger als Monate andauert. Diese Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2024 fast eine halbe Million Menschen in Armut abrutschen und der Gesamtverlust des BIP in den Ländern 18 Mrd. USD bzw. 4 % beträgt.

Die Autoren setzen wirtschaftliche Modellierung ein, um die Auswirkungen des Krieges auf die Nachbarländer zu simulieren, wobei sie sich in erster Linie auf Ägypten, Jordanien und den Libanon konzentrieren, aber auch Syrien einbeziehen, sofern Daten vorliegen. Für die Berechnungen der Auswirkungen betrachten die Autoren 2 Szenarien des Konflikts - unter der Annahme einer 3-monatigen und einer 6-monatigen Dauer des Krieges, sowohl in der derzeitigen Intensität als auch in der geografischen Ausdehnung, beschränkt auf den Gazastreifen und die besetzten palästinensischen Gebiete.

Die Autoren der Bewertung warnen jedoch, dass die Eskalation der Auswirkungen exponentiell zunehmen könnte, wenn sich der Krieg geografisch ausweitet. Sie plädieren für dringende Maßnahmen zum Aufbau sozialer und wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit in den betroffenen Nachbarländern und betonen, dass Maßnahmen zur Beendigung des Krieges Vorrang haben müssen, um den ungeheueren Verwüstungen und dem Leid in Gaza und den besetzten palästinensischen Gebieten ein Ende zu setzen.

Für weitere Informationen und zur Vereinbarung von Interviews wenden Sie sich bitte an:

Dylan Lowthian | Head of Media Relations | Bureau for External Relations & Advocacy | dylan.lowthian@undp.org

Fatma Yassin | Communications Advisor, a.i. | Regional Bureau for Arab States | fatma.yassin@undp.org